Fremdwörter sind reisefreudig. "Kiosk" begann seine Reise in Persien und kam über die Türkei, Italien und Frankreich zu uns. Eigentlich bedeutet es "Gartenpavillon", bei uns ist daraus "kleine Verkaufsstelle" geworden. Das Wort erreichte uns rund 200 Jahre früher als die türkischen Mitbürger, aber jetzt sind sie wieder zusammen: in der Keupstraße (Foto) und an vielen anderen Stellen.
Mülheim war nicht immer ein Stadtteil Kölns. Im Gegenteil, es war für das "heilige" Köln eine ärgerliche Nachbarstadt, wurde mehrfach plattgemacht und schließlich trickreich eingemeindet. Schön nachzulesen bei der Geschichtswerkstatt Mülheim. Bis heute sieht man in Köln auf die "schäl Sick" hinab. Und was machen die Betroffenen? Reime. "Schäl Sick ist schick". Das kleben sie dann auf ihre Autos, und die Linksrheinischen freuen sich. Eigentor!
Lange Zeit gehörte Mülheim zum Herzogtum Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf, und es sagt viel, dass man dem Düsseldorfer Regenten Jan Wellem noch nach der Eingemeindung an zentraler Stelle ein aufwendiges Denkmal setzte. Heute findet man es in der Jan-Wellem-Straße neben dem Stadtgarten.
Trank man im alten Mülheim dann vielleicht auch Alt und jenseits des Rheines Kölsch? - Wohl kaum. In der Zeit, als Köln Mülheim schluckte, gab Sünner in Kalk einem seiner Biere den Namen "Kölsch". Die Bezeichnung "Alt" dagegen entstand nicht als Eigenname, sondern nach und nach als Abgrenzung zu neuen Brauverfahren. Beide, Kölsch und Alt, sind "obergärige" Biere. Und dieses Brauverfahren ist das älteste; man kannte es schon in Babylon.
Übrigens, Babylon. Da gab es nicht nur Bier, sondern auch den Turmbau und die Sprachverwirrung. Die Reste des Turmes hat man inzwischen gefunden, wegen der Sprachverwirrung rätselt man noch. Dabei gibt es dafür eine einfache Erklärung. Bier in gemütlicher Runde erzeugt einen hohen Geräuschpegel, das beweist jedes rheinische Brauhaus. Alle reden durcheinander, man versteht kaum sein eigenes Wort. Für einen gottesfürchtigen, enthaltsamen Menschen klingt das wie Sprachverwirrung. Ist aber in Wahrheit fröhliche Geselligkeit.
Ein Foto aus dem Linksrheinischen, sozusagen der "Römer-Colonie", genauer: der Lintgasse, Nähe Alter Markt.
Das ist Schäl. Ihn und Tünnes kennt jeder. Hat Schäl was mit der "schäl Sick" zu tun? Genau! Das Millowitsch-Theater hatte seine Wurzeln im Rechtsrheinischen. Und weil sich die Kölner Puppenspiel-Konkurrenz ärgerte, schuf sie eine bösartige Verkörperung des rechten Rheinufers: den schieläugigen und hinterhältigen Schnösel Schäl.
Die Augen. Beide. Er kann einem Leid tun. Ävver su sin se, die Kölsche mit dem jroße Hätz!
Rudi Tenten in memoriam (+ 2018). Wie kein anderer hat er zur heutigen Nutzung des Bunkers beigetragen. Er hätte es verdient, das Gebäude nach ihm zu benennen oder zumindest an besonderer Stelle an ihn zu erinnern. Das wäre – wie so manches andere – Kultur im Kulturbunker.
In Bus und Bahn ist die wichtigste Pflicht, sich gut festzuhalten. Aber vor den Handläufen von Rolltreppen wird gewarnt, sie seien voller Krankheitserreger. In Krankenhäusern soll man sich ständig die Hände desinfizieren. Wer eine Kirche aufsucht, den warnt das Erzbistum Paderborn vor Keimen im Weihwasser. Wie kann das sein? Kann man an einem Ort voller beeindruckender Wunder nicht wenigstens erwarten, dass der priesterliche Segen stärker ist als ein paar Keime?
Hier spricht man "Platt", genauer: "Niederfränkisch" oder auch "Niederrheinisch". Das beginnt an der Siegmündung und geht bis zur niederländischen Grenze. Bönnsch ist schon mittelfränkisch.
Platt bezieht sich nicht auf flaches Land, sondern auf "vertrautes, einfaches Deutsch" (Wikipedia).
Heute ein Kurzkursus für Zugewanderte. Man hört einen Native Speaker.
Aus Mülheim stammen Willi Ostermann, Peter Kürten und Rainer Woelki. |
Mülheim hat seinen Namen von den vielen Mühlen, die es an der Strunde gab. Das Gefälle des Gewässers von 120 m über 18 km hinweg trieb bis zu 51 Mühlen an. Die Gründung Mülheims war die Folge. Heute sucht man die Strunde in Mülheim vergeblich, weil sie dort ins Unterirdische verlegt wurde.
Oma Strunde, |
Mülheim gehört zum Niederrhein. Hanns Dieter Hüsch beschrieb den Niederrheiner so: "Er weiß nichts, kann aber alles erklären."
Der Clevische Ring ist bundesweit einer der Orte mit der schlechtesten Luft. Verursacher sind Dieselmotore. Deren Abgase können mit Harnstoff verbessert werden.
Neben dem Clevischen Ring gibt es an der Buchheimer Straße eine Rolltreppe, die ständig durch Urin beschädigt wird. Ob da etwas falsch verstanden wurde?
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